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Ausrufezeichen für die Bedeutung aller Buchhandlungen in diesem Land

Am 24.11. fand im Hamburger Rathaus ein Senatsempfang zum 100-jährigen Bestehen der Buch- und Kunsthandlung Felix Jud statt.
Erstellt am 07.12.2023


© Moritz Krauth

Zu den Rednern gehörten neben Marina Krauth und Robert Eberhardt, Prof. Dr. Birgit Reki, Kultursenator Dr. Carsten Brosda (vertreten durch Staatsrätin Jana Schiedek) und Klaus von Dohnanyi. Für den musikalischen Teil sorgte Ulrich Tukur.

In allen Reden wurde die Wichtigkeit der Buchhandlungen für eine intakte Innenstadt und für die Gesellschaft in den Vordergrund gestellt. So geriet der Empfang zu einer Auszeichnung aller Buchhandlungen im Land!

Im Folgenden ein Auszug aus der Rede von Robert Eberhardt:

„Dieser Empfang ist eine Ehrung für 100 Jahre Felix Jud, sollte aber auch als Ausrufezeichen für die Bedeutung aller Buchhandlungen in diesem Land, vor allem auch in nicht so noblen Vierteln, in der Provinz gesehen werden. Wo eine Buchhandlung schließt, geht viel mehr verloren als man auf den ersten Blick meint, es rührt an die Grundfesten unserer demokratischen Ordnung und des Bildungsniveaus unseres Landes …

Es gibt mutige und großartige Neugründungen und gelungene Übernahmen traditioneller Buchhandlungen. Und dennoch, wie ich immer sage, wenn ich nach der Lage gefragt werde: Alle Trends sprechen gegen uns in unserem Tun bei Felix Jud.

1. Die Innenstadt wurde beruhigt und damit das Publikum ausgetauscht. Fast täglich hören wir gerade von Älteren, dass es für sie zu umständlich wurde, in die Innenstadt zu kommen. „Besorgungen mache man hier schon lange nicht mehr“. Die Innenstadt: ein Ort für ausgewählte Besuche, bei denen man sich - Stichwort Verelendung - unsicherer fühle.

2. Die Corona-Krise und ihre Folgen, das ist vor allem noch mehr und stetig wachsender Online-Handel, vor allem das Shoppen beim Kollegen Bezos, der, und das muss man ihn lassen, mit dem Handel von Büchern begann und zum reichsten Menschen der Welt wurde – eindrucksvoll - aber nichts, dass man noch unterstützen sollte.

3. Neue Formen des Arbeitens, das heißt: weniger Bürozeit in der Innenstadt und damit weniger Mittagspausen gebildeter Anwälte und Anwältinnen bei Felix Jud.

4. Wir haben kluge Gedanken zu verwalten und zu verteilen und die Herzen der Menschen mit schöner Kunst zu erfreuen. Doch der Alltag: Ein kleines Unternehmen mit 7 Angestellten benötigt heute ein beachtliches Budget für Steuerberatung, Buchhaltung und Administration, um der Sache noch herr zu werden: normale Steuern, GEMA, Rundfunkbeitrag, Künstlersozialkasse, Transparenzregister, Geldwäschegesetz, Verpackungsverordnungen und -register, Berufsgenossenschaft, Nachfolgerecht, Zollbestimmungen; alles Dinge, die das Unternehmertum nicht einfacher machen und zumindest für Firmen mit unter 10 Mitarbeitenden wünscht man sich doch sehnlichst Ausnahmeregelungen in vielen Belangen.

5. Das Binden der Fantasie durch Serien, Games und Netflix ist meiner Meinung nach die größte Konkurrenz zum Buch und der Zeit, die es eben braucht, um gelesen zu werden.

6. Die langfristige Umkonditionierung unseres Lese- und Konzentrationsmodus auf kurze Texte und Bilder.

7. Das Ungleichgewicht in der Literaturwelt: staatlich durchfinanzierte Literaturhäuser, Konzernverlage und auf der anderen Seite idealistische Buchhandlungen und Independent Verlage mit höchstens symbolisch zu sehender Unterstützung durch die Politik und damit durch die Gesellschaft.

8. Inflation, Entwertung des Geldes, steigende Kosten allerorts, in unserem Fall eine an den Index gebundene Mieterhöhung Anfang dieses herausfordernden Jahres.“

Das Buchhandel mehr als nur Verkauf, sondern ein Pfeiler der Demokratie ist, wurde durch die Gründung des „Freundeskreises Felix Jud“ unterstrichen. Der Verein wird neben der Erforschung der Firmengeschichte und der seines Gründers, der Leseförderung den Preis für „Widerständiges Denken“ verleihen.

Auf in die nächsten 100 Jahre Felix Jud! Wir gratulieren noch einmal ganz herzlich!


Die Reden werden im nächsten Jahr in einem Band bei Felix Jud veröffentlicht.

Hannover

Sebastian Kasten Assistent der Geschäftsführung

Telefon +49 511 33 65 29 11
Fax +49 511 33 65 29 29
s.kasten@boersenverein-nord.de


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